Neben der rein wissenschaftlichen Nutzung des Usenet war es von Anfang an auch eine Plattform für die freie Meinungsäußerung, und ist dies bis heute auch geblieben.
So war und ist das Usenet oft die einzige Möglichkeit, auch aus einer Diktatur heraus auf Missstände aufmerksam zu machen und diese weltweit zu diskutieren. Auch die Newsgroups, die den Opfern sexuellen Missbrauchs Hilfe bieten, sind bereits sehr lange aktiv. Der Vorteil des Usenet gegenüber Webforen liegt klar auf der Hand.
In einem Webforum wird teilweise erheblich zensiert. Sowohl die Administratoren als auch die Moderatoren zensieren in einigen Foren jeden ihnen missliebigen Beitrag. Gerade Webforen, die bei Missbrauch helfen sollen, werden hier in Deutschland oft besonders strikt zensiert aus Angst vor Abmahnungen und Prozessen gegen die Forenbetreiber.
So gibt es in diesen Foren oft nicht mehr viel mehr als small talk über die bösen Abzockerfirmen, Behördenübergriffe und was es sonst noch alles an Mißbrauch gibt. Anders im Usenet, das sich wegen seiner Struktur jeder Zensur entzieht.
Im Web verlieren sich, trotz Suchmaschinen, viele wichtige Beiträge in der Flut der Foren und bleiben unbeachtet, soweit sie nicht bereits vorher zensiert wurden. Im Usenet gibt es immer nur einige wenige Newssgroups, die sich mit einer bestimmten Thematik befassen, und innerhalb jeder Newsgroup sind alle Postings gleichberechtigt.
Aus der Angst der Forenbetreiber vor Prozessen gibt es wirklich freie Meinungsäußerung im Web nur noch selten. Ein Hamburger Gericht verlangt sogar die Vorabkontrolle aller Beiträge. Auch andere Gerichte gehen teils sehr restriktiv mit den Verpflichtungen der Forenbetreiber um und engen die freie Meinungsäußerung im Web mehr und mehr ein.
Die Renaissance des Usenet seit etwa 2002, die es einem immer größeren Personenkreis wieder bekannt macht, führte auch zur Wiederbelebung gerade jener Newsgroups, die, seit sie in den Achtzigern geschaffen wurden, weltweit für Demokratie und freie Meinungsäußerung einteten.