Als Geburtsstunde des Usenet sieht man allgemein die Verbindung zweier Unix-Rechner an den Universitäten von North Carolina und der Duke University durch die Studenten Tom Truscott, Steve Bellovin und Jim Ellis an, die mithilfe eines Modems über die Telefonleitung realisiert wurde.
Dies war das erste Netzwerk, das die Verbindung von Computern an verschiedenen Standorten ohne die Infrastruktur des Arpanets erlaubte, das damals noch ausschließlich vom amerikanischen Militär genutzt wurde. Auch heute noch kann man sich bei einem Newsserver auch ohne Internetverbindung direkt einwählen.
Da ursprünglich nur Unix-Rechner am Usenet beteiligt waren, bediente man sich des UUCP und adressierte weiterhin die Datenpakete per direkter Telefonverbindung.
Die Idee schlug ein, weitere Universitäten beteiligten sich an dem neuen Netzwerk, so dass es mit der simplen Direktverbindung bald nicht mehr getan war. Ein zentraler Server musste her, der den Datenstrom regelte und speicherte. Newsgroups entstanden, um den Nachrichtenstrom zu kanalisieren, und Hierarchien, um die stetig zunehmende Anzahl der Newsgroups zu ordnen.
Der Admin des damals einzigen, zentralen Newsservers entwickelte viel Macht. Er entschied über die Einrichtung neuer Newsgroups, er löschte nach Belieben ihm missliebige Beiträge. Die frühe Form des Usenet entsprach damit ziemlich genau einem modernen Forum des Web's. Denn, soweit es die Zahl der neuen Postings innerhalb eines Forums noch zulässt, entscheidet ebenfalls der Admin und die von ihm beauftragten Moderatoren über die Einrichtung neuer Hauptthreads und kann ebenfalls nach Belieben Postings löschen, kürzen oder auch ändern.
Doch den damals am Usenet beteiligten Wissenschaftlern und Studenten gefiel die Allmacht des Administrators so wenig, wie sie auch heute missfällt, wenn in einem Forum beliebig zensiert wird. Statt eines zentralen Servers richtete nun jede Universität ihren eigenen Newsserver ein, der das gesamte Usenet spiegelte. Die Server einerseits wurden durch Peering-Abkommen direkt miteinander verbunden, die User konnten sich mit einem der vielen Newsserver verbinden und so jeglichen Filterversuch eines Administrators umgehen. So konnte man die Macht der Administratoren zumindest etwas eingrenzen.
Neben der Netiquette des Usenet für den Umgang der User untereinander entwickelte sich auch ein Verhaltenscodex der Administratoren. Das "Notice and Take Down" wurde so definiert, dass ein Cancel auf dem Ursprungsserver, der die News für das gesamte Usenet löscht, nur noch stattfinden durfte, wenn dieses Posting die Rechte eines Dritten verletzte, dieser sich mit den erforderlichen Nachweisen an den Administrator des Ursprungsservers wandte und die Löschung verlangte. Auf Verlangen musste ein cancelnder Admin diese Nachweise den Administratoren der übrigen Newsserver auch vorlegen können. Dieses Prinzip ist auch heute noch gültig, trotz mittlerweile mehr als 5 000 am Usenet teilnehmenden Newsservern. Löscht ein Administrator ohne diese Nachweise, kann er auf eine Blacklist gesetzt und vom Peering abgeschnitten werden.
Geregelt wird das alles ohne zentrale Instanz in den Admin-Newsgroups. Es gibt keine Regierung des Usenet, es gibt nur die Konferenz der Administratoren in den Admin-Newsgroups. Das funktioniert erstaunlich gut und zeigt damit möglicherweise auch alternative Wege zur Konfliktbewältigung.
Die Freigabe des Internets durch das amerikanische Militär erlaubte auch den Newsservern die Nutzung des Internets. Dazu musste das Usenet auf das TCP/IP Protokoll des Internets umgestellt werden, denn nun waren die Newsserver nicht mehr durch direkte Telefon-Wählverbindungen untereinander und mit den Usern verbunden, sondern durch die Infrastruktur des Internets. Im Internet erfolgt die Adressierung der Datenpakete durch die Vergabe einer eindeutigen IP mithilfe des TCP/IP Protokolls. Das UUCP wurde durch das NNTP abgelöst.
Nun konnten auch erstmalig Rechner mit nicht-Unix-Betriebssystemen am Usenet teilnehmen. Das UUCP blieb parallel bestehen und erlaubt auch heute noch die direkte Kommunikation eines Rechners mit Unix-Betriebssystem mit einem Newsserver auch ohne Internet-Verbindung. Dadurch ist das Usenet immer noch streng genommen ein eigenständiges Netzwerk neben dem Internet.
Das TCP/IP, die zunehmende Verbreitung von Computern in kleineren Firmen und dann auch in Privathaushalten führte zu einer schnellen Ausweitung des Usenet. Nun erkannten auch Soft- und Hardwarehersteller die Chancen des Usenet und richteten eigene Support-Newsgroups ein, aus denen ganze Firmen-Subhierarchien entstanden.
Das Usenet war immer noch eine im wesentlichen amerikanische Angelegenheit und noch gut überschaubar. Die Einrichtung neuer Newsgroups musste damals wie heute innerhalb der Admin-Newsgroups diskutiert und abgestimmt werden, bevor man sich zu diesem Schritt entschloss. Insbesondere muss der Bedarf für eine neue Newsgroup nachgewiesen werden und, dass keine der bereits bestehenden Newsgroups die Thematik bereits enthält.
1988 wünschten einige Studenten die Einrichtung einer Newsgroup zur Diskussion über sexuelle Fragen und scheiterten. Dieses nicht nur für junge Menschen wichtige Thema hatte im strikt wissenschaftlich ausgerichteten Usenet keinen Platz, obwohl sowohl mit der Hierarchie soc. als auch der Hierarchie rec. die passenden Hierarchien vorhanden gewesen wären. In rec. werden Freizeitthemen diskutiert, soc. steht für soziales und bietet folgerichtig auch einer Newsgroup etwa über sexuellen Missbrauch den richtigen Platz. Die gibt es! Doch die Studenten scheiterten. Mithilfe einiger ihnen wohlgesonnenen Administratoren richteten sie stattdessen eine eigenständige Hierarchie ein, die alternative Hierarchie. Innerhalb dieser neuen alt.-Hierarchie richteten sie als erste Newsgroups die Themen Sex, Drugs und Rockn-Roll ein.
Den Administratoren, die das zunächst nicht unterstützen wollten, blieb auf Grund der großen Nachfrage nichts anderes übrig, als die alt. Hierarchie ebenfalls auf ihre Newsserver zu übernehmen.
1993 richtete AOL einen Newsserver für seine Kunden ein. Erstmalig kam dadurch eine breitere Öffentlichkeit mit dem Usenet in Kontakt. Damit begann auch der "ewige September".
Im September drängen zehntausende Erstsemester in die Universitäten und damit damals auch ins Usenet. Es gab ja noch kein Web. Die alten Recken des Usenet hatten viel Mühe und Zeit darauf verwendet, den Usenet-Unkundigen ("Newbies") die grundlegenden Regeln der Usenet-Netiquette beizubringen. Doch seit dem ewigen September wird man der Flut der stetig neu in das Usenet drängenden Newbies nicht mehr Herr. Hatte man vor dem ewigen September den Newbies binnen weniger Monate Benimm beigebracht und konnte sich dann wieder ungestört der Diskussion wichtigerer Themen zuwenden, so war dies Unterfangen seit der Öffnung das Usenet für die Kunden von AOL aussichtslos.
Die Öffnung des Usenet hatte Signalwirkung. Andere Internet-Provider folgten dem Beispiel von AOL und richteten ebenfalls eigene Newsserver für ihre Kunden ein, der Traffic im Usenet explodierte. Die Explosion des Traffic's führte nun auch bei den allgemein kostenlos zugänglichen Newsservern zur radikalen Streichung traffic-intensiver Newsgroups. Die ersten kommerziellen Usenet Provider erschienen auf dem Markt. Diese führten alle Newsgroups, unabhängig von dem durch sie entstehenden Traffic. Denn der Kunde zahlt für seinen Traffic.
Da die alt.-Hierarchie die stärkste Ausdehnung erfuhr, gab es immer weniger kostenlose Newsserver, die diese Hierarchie überhaupt noch führten. Denn in der alt.-Hierarchie entscheiden nicht die admin.newsgroups über die Einrichtung neuer Newsgroups, sondern jeder User des Usenet kann in dieser Hierarchie neue Newsgroups einrichten. Es ist jedoch außerhalb seines Einflusses, ob die neuen Newsgroups auch von anderen Newsservern gepeert werden.
Nationale Subhierarchien entstanden mit einer eigenen nationalen Administration. In Deutschland wird die gesamte de.-Hierarchie des Usenet von der freien Universität Berlin administriert.
Noch war das 26k-Modem die übliche Verbindung ins Internet, was der Verbreitung größerer Dateien und Datenmengen natürliche Grenzen setzte. Dennoch überstieg der tägliche Upload in das Usenet bereits Mitte der 90iger Jahre 1,5 Gigabyte. Angesichts der damaligen Festplattenkapazitäten und der geringen Internet-Verbindungsgeschwindigkeiten war das hart an der Grenze des technisch Machbaren.
Es ist nicht näher bekannt, wann die ersten Binär-Dateien im Usenet auftauchten. Das Usenet ist textbasiert und kann nur mit 7-Bit in reinem ASCII umgehen. Binärdateien sind 8-Bit Dateien. Doch bereits in den frühen 90iger Jahren tauchten die ersten Binaries ab und an im Usenet auf, damals noch in allen Newsgroups. Die Entwicklung besserer Codierungsverfahren - durchgesetzt hat sich das Ende der 90iger Jahre entwickelte YEnc-Verfahren - bei gleichzeitig immer schnelleren Internet-Verbindungen führte zur weiteren Explosion des Traffic's im Usenet. Nach dem 26K-Modem kam das 52K-Modem, ISDN mit Kanalkoppelung erlaubte sogar mehr als doppelt so hohe Geschwindigkeiten. Mit jeder weiteren Tempo-Erhöhung der Internet-Verbindung kam es auch zu weiteren Traffic-Explosionen im Usenet. Doch erst die Einführung von DSL mit gleichzeitigen Flatrates führte zu Datenströmen, die für manchen kleineren Newsserver nicht mehr zu bewältigen waren.
Die Subhierarchie alt.binaries wurde geschaffen. Gegenüber der in den nun reinen Textgruppen zugelassenen maximalen Zeilenanzahl einer News wurde die Zeilenanzahl in alt.binaries auf 3000 Zeilen erhöht, so dass nun auch größere Dateien in das Usenet hochgeladen werden konnten. Gleichzeitig erlaubte es die neue Subhierarchie einem Administrator auf einfache Weise, diese mit Abstand traffic-intensivste Subhierarchie komplett auf seinen Newsservern zu sperren. Die Entwicklung der Hardware hielt mit dem Traffic Schritt. Immer schnellere CPU's, immer größere Festplatten und Arbeitsspeicher erlauben inzwischen die Bewältigung gewaltiger Datenmengen im Usenet.
Im September 2006 betrug der durchschnittliche tägliche Upload in das Usenet noch 2,3 Terabyte, inzwischen sind es mehr als 10 Terabyte, die täglich weltweit über alle Newsserver zusammen in das Usenet hochgeladen werden. Alleine das Peering dieser gewaltigen Datenmenge beansprucht die Newsserver erheblich.
Trotz seines archaisch anmutenden Protokolls, trotz der scheinbaren Unbequemlichkeit gegenüber einer Webseite erlebt das Usenet eine zweite Renaissance. Die Entwicklung des Web's drängte das Usenet so sehr in den Hintergrund, dass die meisten Internet-User noch nicht einmal von der Existenz des Usenet wissen. Doch gerade die Uferlosigkeit des Web's führt dazu, dass immer mehr Menschen das Usenet neu entdecken.
Das Usenet hat seine unbestrittenen Stärken nicht nur durch seine klare Gliederung in Hierarchien, Subhierarchien und Newsgroups, sondern auch durch die Bewältigung von Datenmengen, die Webserver deutlich überfordern würden. Das ist nur möglich, weil das Usenet dezentral aufgebaut ist und alle Postings von allen Newsservern gespiegelt werden. Usenet-Suchmaschinen, die inzwischen auch entstanden, Indexing Server, die den Umgang mit dem Usenet für einen Newbie deutlich vereinfachen, sowie der Aufkauf der textbasierten Datenbestände durch Google und seine allgemeine Zugänglichkeit durch Google-Groups machen trotz der antiquiert erscheinenden Technik das Usenet für immer mehr Menschen zu einer unverzichtbaren und relativ einfach zu handhabenden Ergänzung des Web's.
Das starke Interesse an alt.binaries führte auch zu einem positiven Nebeneffekt. Kaum einer der Newbies, die sich erstmalig mit dem Usenet befassen, ist an den Text-Newsgroups interessiert. Beginnt später irgendwann einmal auch das Interesse am Text-Usenet, sind die Anfangshürden des ewigen September meist schon genommen.
Die ausführliche Dokumentation der Geschichte des Usenet befasst sich mit dem Usenet, wie die meisten Veröffentlichungen zum Thema nur mit der Entwicklung bis in die späten 90iger Jahre, als das Usenet sich in einem scheinbaren Niedergang befand. Das leichter zu bedienende Web macht dem Usenet gehörig Konkurrenz.
Seit etwa 2002 erlebt das Usenet insbesondere durch die Binary Newsgroups eine Renaissance.